Baldenburg    Stadt Baldenburg

Die Lage der Stadt

Baldenburg liegt an den Ausläufern des Baltischen Höhenrückens. Die höchste Erhebung in der Provinz (Grenzmark Posen-Westpreußen) ist der Burgwallberg (Nähe Hölkewiese) mit einer Höhe von 239 m über NN.

Die Stadt ist eingebettet in ein lang gezogenes Tal mit Rinnenseen. Dies sind der Tessenthin-, der Labes- mit anschließenden Stadtteich und der Bölzigsee. Die Seen sind durch das Mühlen- oder auch Stadtfließ miteinander verbunden. Diese Seenrinne hat eine Ausdehnung von 14 km von Nord/Nordwest nach Süd/Südost.

Der Tessenthinsee, dessen stark bewaldete 40 m hohen Ufer im Westen steil abfallen, liegt 150 m über dem Meeresspiegel und hat eine Tiefe bis zu 96 m. Der Labessee erreicht eine Tiefe von 30 m, der Bölzigsee ist bedeutend flacher und weist eine Tiefe von 22 m auf. Im Bölzigsee, dessen bewaldete Ufer sich 25 m über den Seespiegel erheben, liegt die schöne Borwel-Halbinsel. Im Norden grenzt ihn die Flake ab.

Das Landschaftsbild Baldenburgs und seiner Umgebung ist vielgestaltig. Es wechseln Höhen und Täler, Seen und Wälder, Felder und Wiesen.

Die wunderschöne Landschaft und die wirtschaftliche Situation veranlassten die Baldenburger Stadtverwaltung, etwa im Jahr 1930, den Beschluss zu fassen, die Stadt für den Fremdenverkehr zu erschließen. Zu den ersten Maßnahmen gehörten die Anpflanzungen an der Ostseite des Labessees und der Anlage der hier entlang führenden Neuen Promenade. Ebenso die Errichtung einer neuen Badeanstalt. Das Aussehen des alten Friedhofs und des Sportplatzes wurde durch umfangreiche Erdarbeiten und Anpflanzungen wesentlich verbessert. An der Alten Promenade entstand ein Vogelschutzpark der nach dem in Baldenburg geborenen Ornithologen Karl Ruß "Karl-Ruß-Park" benannt wurde.

Auch ein Anschluss an die Autobahn Stettin-Danzig war geplant. 1940 wurde bereits in der Gegend der Walkmühle und "Ort" für dieses Vorhaben eine Schneise durch den Wald geschlagen. Oberhalb der Walkmühle sollte ein Parkplatz entstehen, so dass an der Walkmühle und am Tessenthinsee Autofahrer rasten konnten.

Die Stadt

Die Anlage der Stadt und das Stadtbild sind durch die Eigenart der Örtlichkeit und die natürliche Beschaffenheit des Bodens bedingt. An der Stelle, an der Baldenburg liegt, war seit jeher eine Übergangsstelle, ein Pass über die 14 km lange Seenrinne. Wenn irgendein Ort in weiter Runde zur Anlage eines Marktfleckens anregen mochte, so war es dieser natürliche Knotenpunkt zwischen Bölzig- und Labessee. Diese Landbrücke müssen wir uns in damaliger Zeit weniger breit vorstellen als heute, da im Laufe der inzwischen verflossenen 550 Jahre die Verlandung der "Flake", d.i. der obere Teil des Bölzigsees, weiter fortgeschritten ist. Dort, wo heute Wiesen liegen, war damals nur Sumpf und Moorbruch anzutreffen. Die Übergangsstelle über das Tal war ganz schmal und lag unmittelbar am Seeufer des Stadtteichs, d.i. der Ausläufer des Labessees. Dort ist ein Damm aufgeschüttet worden, wodurch ein bequemes Überschreiten des Seepasses erst möglich war. Daher der Name Dammstraße. Sie wurde unterbrochen von dem Fließ, das Stadtteich und Bölzigsee miteinander verbindet, und damals einen anderen Lauf hatte als heute. Es floss am Westhang des Talzuges und durchschnitt den Damm etwa dort, wo jetzt Dittmars Hotel liegt. Der Damm nahm seinen Anfang von der Erderhöhung, die am Südostrande des Stadtteichs sich aus der Talmulde heraushebt. Diese Bodenschwelle mit ihrem elliptischen Grundriss hat guten Baugrund und trug die älteste Siedlung, aus der die Altstadt hervorging. Diese älteste Stadt kann nur auf der genannten Bodenerhebung im Talzuge gelegen haben, die heute vom Stadtteich, vom Mühlenfließ und den Wiesen umgrenzt wird. Durch Vertiefung der vorhandenen ostwärts um den Stadthügel herumführenden Senke und einen Durchstich zum Stadtteich schuf man einen natürlichen Stadt- und Wallgraben, der in späterer Zeit nach Zuschüttung des alten Mühlenfließes gleichzeitig als Mühlgraben diente.

Vermutlich waren drei Stadttore vorhanden. Die beiden wichtigsten müssen an den nach Osten und Westen führenden Straßen gelegen haben. Zweifellos hat aber auch an der heutigen Rummelsburgerstraße ein Stadttor gelegen.

Burg / Ordenshaus / Wildhaus

Der in einigen Veröffentlichungen angenommene Standort der Baldenburger Burg, die Borwel-Halbinsel im Bölzig-See, wird von Dr. Schmitz in seinem Buch "Die Stadt Baldenburg und ihre Geschichte" nicht nur in Frage gestellt, sondern als völlig unmöglich bezeichnet. Von ihm erbetene Grabungen, vom Bürgermeister Dr. Döse veranlasst, haben keinerlei Hinweise auf ein ehemaliges Vorhandensein einer Burg oder ein Wildhaus erbracht. Auch weist Dr. Schmitz darauf hin, dass der Borwel ein strategisch fehlerhaft gewählter Standort für eine Verteidigungsanlage gewesen wäre. Solch ein Fehler wäre dem Deutschen Ritterorden nicht unterlaufen. Er schließt die Erörterungen mit der Aussage, "Die Burg muss an anderer Stelle gestanden haben".

Wirtschaftliche Entwicklung

Bestand die Bürgerschaft der Stadt Baldenburg nach ihrer Gründung zum größten Teil aus Ackerbürgern, so wurde der landwirtschaftliche Erwerbszweig immer mehr durch die eigentlich städtischen Gewerbe verdrängt. Im 16. Jahrhundert hatte sich in der Stadt ein beachtliches Tuchmacher-Handwerk entwickelt Die Zunft umfasste in ihrer Blütezeit über 50 selbstständige Innungsmeister. Ebenso hat sich das Schuhmacherhandwerk in Baldenburg ausgebreitet. 1777 gab es in Baldenburg noch 42 Schuhmacher-Meister. Im 19. Jahrhundert verzeichneten beide Gewerbe eine rückläufige Entwicklung.

Wirtschaftlich hatte Baldenburg nur örtliche Bedeutung. Lediglich die Großböttcherei hatte überregionale Bedeutung.

Geschichtlicher Überblick
800–500 v.Chr.  Bodenfunde beweisen, dass schon in dieser Zeit in der Gegend von Baldenburg Germanen nordischer Herkunft siedelten. Vom Deutschen Ritterorden wurde das spätere Baldenburg als Wild-Wald-Haus begründet. Als Vollendung einer Schutzlinie zwischen dem heutigen Stadtteich und dem Bölzigsee. 
1382/83  Baldenburg erhält vom Deutschen Ritterorden die Handfeste (Stadtrecht) nach Kulmer Recht. Die Urkunde wurde vom Hochmeister Conrad Zöllner von Rothenstein ausgestellt. Die Urkunde enthält als Namen der Stadt "Baldenburg". 
1395  Erneuerung der Handfeste durch den Hochmeister Conrad von Jungingen. Die Urkunde von 1382 ging durch einen Stadtbrand verloren. 
1466  Das Schlochauer Gebiet und damit auch Baldenburg wird der polnischen Krone unterstellt, behält aber als "Polnisch-Preußen" die Selbstständigkeit. 
1560  Die Bürgerschaft Baldenburgs wurde evangelisch und blieb es mit nahezu 100% (98/99%) bis 1945. In einem Brief aus dem Jahre 1765 an den Danziger Rat schreiben die Baldenburger Bürger "unsere evangelische Stadt". 
1569  Entgegen verbrieftem Recht wird Baldenburg dem polnischen Staat gewaltsam einverleibt. 
1765  Ein verheerender Stadtbrand: 74 Häuser, die evangelische Kirche, das Rathaus, die Mühle und 20 Scheunen fallen den Flammen zum Opfer. 
1768  Die evangelische Kirche wird in der Mitte des Marktplatzes neu erbaut. 
1772  Baldenburg wird von Friedrich dem Großen in den preußischen Staat zurückgeführt. Damit gehört Baldenburg zur Provinz "Westpreußen". Polnische Bürger hatten sich in der Vergangenheit in Baldenburg nicht angesiedelt. 
1778/1780  Der Wiederaufbau der Stadt erfolgte. Nach Wiedereingliederung in den preußischen Staat vollzog sich ein wirtschaftlicher Aufschwung. 
1806  Das Schlochauer Gebiet und damit auch Baldenburg gehören zum Kreis Konitz. 
1818  Diese Kreiseinteilung erweist sich als ungünstig für die Verwaltung. Schlochau wird ein selbstständiger Kreis. Baldenburg gehört zum Kreis Schlochau. 
1819–1834  In Baldenburg hat ein Lehrerseminar seinen Sitz. Es werden Lehrer ausgebildet. 
1846–1852  Neubau der Chaussee von Schlochau nach Baldenburg. 
1873  Die Chaussee von Baldenburg nach Küdde wird gebaut. 
1878  Baldenburg erhält Anschluss an die Bahnlinie Neustettin-Rummelsburg-Stolp. 
1878  Einweihung der neu erbauten katholischen Kirche 
1902  Die Stadt gibt eine eigene Zeitung, den "Baldenburger Anzeiger", als Amtliches Publikationsorgan des Magistrats und des Amtsgerichts zu Baldenburg heraus. 
1906/07  Das Amtsgericht wird erbaut. 
1922  Nach dem ersten Weltkrieg gehört Baldenburg zur Provinz "Grenzmark Posen-Westpreußen". Der Kreis Schlochau wird Grenzkreis zum so genannten Polnischen Korridor. Das hat zu beachtlichen wirtschaftlichen Schäden im Kreis und auch in Baldenburg geführt. 
1927  Die Jugendherberge wird aufgebaut. Grundlage bildet die 1925 ausgebrannte "Holländer Mühle". 
1929  Die Landwirtschaftsschule nimmt ihren Lehrbetrieb auf. 
1931  Die neu erbaute Stadtschule nimmt ihren Schulbetrieb auf. 
1938  Nach Auflösung der Provinz "Grenzmark Posen-Westpreußen" gehört Baldenburg zu Pommern. 
1945  Baldenburg wird von Truppen der Roten Armee eingenommen. 70% der Stadt - einschließlich der evangelischen Kirche auf dem Marktplatz, werden durch Brandstiftung der Rotarmisten zerstört. Hinterpommern und damit Baldenburg wurden bis zum Abschluss eines Friedensvertrages zunächst unter polnische Verwaltung gestellt. 
1946/47  Alle noch in Baldenburg ansässigen Deutschen werden durch die neue polnische Regierung ausgewiesen. Der Ort heißt nun "Bialy Bor". 
1990/91  Der deutsch polnische Grenzvertrag vom 14.11.1990 legt fest, dass die "bestehende Grenze (Oder-Neiße-Linie) jetzt und in Zukunft unverletzlich ist" und auch künftig keinerlei Gebietsansprüche gegeneinander erhoben werden. Baldenburg ist endgültig Bestandteil des polnischen Staates geworden. 

Quellen:
Die Stadt Baldenburg und ihre Geschichte, von Dr. Schmitz, 1932
Baldenburg eine pommersche Kleinstadt in Bildern,
von Helga Langpap geb. Ewert, Kurt Kramer, Heinz Nimtz, 2006
Geh. Staatsarchiv PK, XIV, HA Westpreußen, Rep. 181, Regierung Marienwerder

 

Links Baldenburg / Biały Bór

Territoriale Veränderungen in Deutschland und deutsch verwalteten Gebieten 1874 - 1945
Rolf Jehke, Herdecke 2003

Onlineprojekt Gefallenendenkmäler
Gefallene der Kriege 1866 und 1870/71
Gefallene des Ersten Weltkriegs 1914-1918

Die Stadt in alten Ansichten bei zeno.org
Bölzigsee 1917
Walkmühle um 1900

Wikipedia
Von den heute 17 Ortsteilen ("Schulzenämter" mit 43 Ortschaften) der Stadt- und Landgemeinde Bialy Bór gehörten folgende als eigenständige Gemeinden zum ehem. deutschen Kreis Schlochau: Biala (Groß Wittfelde), Bielica (Fernheide), Brzeznica (Briesnitz), Dyminek (Demmin), Drzonowo (Schönau), Grabowo (Grabau), Kaliska (Schönberg)

bazakolejowa.pl
Polnische Eisenbahn-Website
Hauptseite Baldenburg / Bialy Bor
Fotogalerie Baldenburg / Bialy Bor
Streckennetz
Streckenkartenatlas - Tolle Karten nicht nur Baldenburg, sondern Pommern insgesamt u. a., meist historisch

bialybor.com.pl
Offizielle Website der heutigen Stadt- und Landgemeinde Bialy Bor in Polen
Über Bialy Bor
Stadtplan und Umgebungskarte
Ortsteile / Schulzenämter
Biala / Groß Wittfelde Fotos, Drzonowo / Schönau FotosGeschichte u.ä. (z.B. Kirchen, Friedhöfe etc.), Dyminek / Demmin Fotos, Geschichte u.ä., Kaliska / Schönberg Geschichte u.ä. mit Luftbild
Zur Geschichte von Bialy Bor / Baldenburg
Sehenswürdigkeiten inkl. griechisch-orthodoxer Kirche und weiterer Kirchen, Gebäuden (altes Amtsgericht), Gefallenendenkmälern, Aufnahmen der Wälder sowie Luftaufnahmen der Stadt und der Seen im Gemeindegebiet
Partnergemeinden bzw. Gemeinden, zu denen Kontake bestehen, darunter die deutschen Gemeinden Pasewalk, Bosau und Salzhausen > s. Heutige Partnerschaften

salzhausen.de
Offizielle Website der Partnergemeinde Salzhausen 
Städtepartnerschaft Salzhausen - Bialy Bor
s. a. Heutige Partnerschaften

hoelkewiese.de
Website von Bodo Koglin
Hölkewiese in Hinterpommern und seine Nachbardörfer
Bilder aus Baldenburg 1935
Bilder aus Schönberg 2006
Aufsätze und Vorträge zur Ortsgeschichte und Genealogie als pdf-Dateien, z. B. "Die mittelalterliche Geschichte des Landes Bublitz und der Karzenburger Heide", u. a. zum Baldenburgischen Weg (Artikel von Bodo Koglin, 24 Seiten)Jeanealogy - Website zur Familienforschung von Jean L Unger
Familiendaten Koglin u.a. aus Hölkewiese, Baldenburg, Grabau, Briesnitz und Umgebung, 19./20. Jh.

Auf der Grenze von Hinterpommern und Westpreußen
Von Karl Ruß, Globus, Band 6, 1864, Buch u. Digitalisat S. 24ff, Google Bücher
Artikel über die Gegend, Ausführungen über die "menschliche Bevölkerung dieses Landstrichs" (ab S. 25, rechte Spalte): die Pommern aus Bischofthum gegenüber den Westpreußen aus Eickfier, vor dem Hintergrund der verschiedensten Einflüsse, der Deutschen, der Polen, der Kaschuben und der Slaven ...

Bublitzer Anzeiger 1872
Wochenblatt für Bublitz, Baldenburg und Umgegend 
U. a. mit einer Zeitungsannounce des Baldenburger Apothekers und bekannten Vogelkundlers Karl Ruß zum Verkauf seines Gasthofes, 13.01.1872, Digitalisat S.12

Sonntagsschule in Baldenburg
Amtsblatt für den Regierungsbezirk Marienwerder, Band 13, 1823, Buch Seite 195, Digitalisat S. 199, 1. Absatz, Google Bücher, u. a. über Baldenburg

Noch ist Polen nicht verloren ...
SPIEGEL-Reporter Hermann Schreiber mit Hummel-Urlaubern in den ehemaligen deutschen Ostgebieten
"...Diese deutschen Menschen sind Hummel-Reisende, Teilnehmer der ersten Gruppen-Tour bundesrepublikanischer Urlauber in die ehemaligen deutschen Ostgebiete, angereist mit dem Zug durch die DDR: 51 nach Kolberg, 41 nach Zoppot, 20 nach Baldenburg ... "
DER SPIEGEL 25/1971, 14.06.1971