Schlochau   Kreisstadt Schlochau

Schlochau, früher Slochow, in polnischer Zeit auch Czluchow(e), liegt an der Reichsstraße 1 zwischen drei Seen eingebettet. Bahnlinien führen nach Firchau (Anschluß an die Ostbahn), Neustettin, Ruhnow und nach Rummelsburg. Verkehrsreiche Straßen führen nach Pr. Friedland - Flatow, Landeck und Konitz (Reichsstraße 1), Hammerstein und Rummelsburg.

Der Ort Schlochau soll um 1200 von wendischen Flüchtlingen aus dem Netzebruch gegründet worden sein; nach Kantzow geschah dies 1187. Damals herrschte über Pommerellen Fürst Sambor I. Nach der Erwerbung Pommerellens durch den Deutschen Ritterorden, kaufte dieser das Land um Schlochau am 4.9.1312 von dem Grafen Nicolaus von Ponitz für 250 Mark Silber.

Der Bau der Ordensburg begann unmittelbar nach dem Ankauf durch den Deutschen Ritterorden, sie war die nach der Marienburg größte und stärkste im Ordensland. Im Jahre 1332 hielt der Komtour Günther v. Snoze seinen Einzug in die Burg, deren Bau sich aber noch bis 1367 hinzog. Die Einweihung fang 1365 statt. Die Burg lag auf einem fast ganz vom Wasser umgebenen Werder, dem Schloßberg und umfaßte einst das Hochschloß und 3 Vorburgen. Nach den beiden Bränden in den Jahren 1786 und 1793 wurde fast die ganze Stadt vernichtet. König Friedrich Wilhelm II. gestattete den Bürgern, ihre Häuser aus Ziegelsteinen der Ordensburg wieder aufzubauen. Dadurch wurde die mächtige Trutzfeste des Deutschen Ordens gänzlich zur Ruine. Erhalten geblieben ist neben Mauerresten der 8-eckige, 46 m hohe Bergfried. An den Turm angelehnt ist die 1826-28 auf den Grundmauern der ehemaligen Schloßkirche errichtete evangelische Kirche.

Das Stadtprivileg an Schlochau verlieh der Hochmeister Heinrich v. Dusemer am 19.6.1348. Das Bild der Stadt nahm bis ins 18. Jahrhundert hinein nur langsam städtischen Charakter an. Die Anlage der Stadt erfolgte in einem quadratischen Grundriß mit gitterförmigem Straßennetz, etwa in der Mitte des Marktplatzes, auf dem einst das Rathaus stand.

Eine Stadtmauer war nicht vorhanden, da die Einwohner in Zeiten der Gefahr alle innerhalb der Befestigungen der ausgedehnten Ordensburg untergebracht werden konnten.

Die katholische Kirche befindet sich in unmittelbarer Nähe des Marktes, der jetzige Bau entstand 1926-28.

Die Einwohnerzahl betrug 1772 813 Einwohner, 1830 2.014, 1870 2.900, 1924 5.279 und 1937 6.230.

Das Wappen zeigt in blauem Feld einen Stierkopf. Nach Auskunft des Heroldamtes (1922) soll es sich um einen Ziegenkopf mit zum Lecken vorgestreckter Zunge handeln. Das Siegel enthält im oberen Feld einen Reichsadler mit Zepter und Reichsapfel in den Fängen, im unteren einen Stierkopf.

Die Einwohnerzahl der Stadt begann erst nach 1923 stärker anzusteigen, wozu auch noch die Eingemeindung der Vororte sowie der Flüchtlingsstrom aus den abgetretenen Gebieten und nicht zuletzt die Tatsache, daß die Stadt Schlochau nunmehr auf vielen Gebieten Verwaltungsinstanzen erhielt, beitrug. Seit 1772 unterhielt Schlochau eine Posthalterei. Der Anschluß an die Pommersche Zentralbahn (Neustettin - Konitz) erfolgte 1876, die Strecke nach Rummelsburg wurde 1903 eingeweiht. Da durch die Grenzziehung 1920 die Bahn nach Konitz durchschnitten wurde, wurde 1926/27 eine Anschlußstrecke nach Firchau an die Ostbahn angebaut.

Schuhmacher und Schmiede stellten die ältesten Zünfte. Die Tuchmacherei, anfangs in hoher Blüte, kam aber Anfang des 19. Jahrhunderts zum Erliegen. In den letzten Jahren sind an gewerblichen Anlagen die Dampfmühle, 4 Sägewerke und die Brauerei zu nennen sowie das städtische Schlachthaus. Innerhalb des Wäldchens wurden nach dem 1. Weltkrieg das Grenzmarkbad und der Sportplatz angelegt.

In der Stadt gab es 3 Volksschulen (einschließlich der eingemeindeten Orte), eine Städtische Oberrealschule, eine Landwirtschaftsschule und 1873-1921 gab es die Taubstummenanstalt, 1878-1921 die Präparandenanstalt und für kurze Zeit (1839) eine Höhere Privatschule für Mädchen; seit 1886 bestand auch eine gewerbliche Fortbildungsschule.

Als Zeitung erschien das "Schlochauer Kreisblatt" herausgegeben von Johannes Gurtzig.

Werner Panknin, damaliger Vorsitzender des HKA Schlochau, im Okt. 2008

 

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Die goldene Wiege
Aus: Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 596-597. Online bei zeno.org.

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